Wohnungslosigkeit
Viele Menschen, die unsere Einrichtungen aufsuchen, haben ein normales und bürgerliches Leben geführt. Oft wird die Frage gestellt, wie kommt es denn zum Wohnungsverlust? Die Gründe für den Verlust der Wohnung sind sehr vielfältig.
Die klassische Wohnungslosenbiografie gibt es nicht. Wohnungslosigkeit kann im Prinzip jede*n treffen. Die Gründe für den Verlust der Wohnung treten in der Regel nicht isoliert auf. In der Regel treffen mehrere Faktoren zusammen. Beispiele sind: der Verlust der Arbeit, Überschuldung, persönliche Schicksalsschläge, oft chronische körperliche oder psychische Erkrankungen, Suchtprobleme oder Haftstrafen. Oftmals wird die Integration durch fehlende schulische oder berufliche Qualifikationen und/oder einen Migrationshintergrund erschwert. Der Wegfall von familiären und sozialen Beziehungen ist nicht selten Folge von Scheidung oder Trennung. Familie als soziales Sicherungsnetz verliert an Bedeutung oder ist nicht mehr vorhanden.
Soziale Grundrechte werden von vielen Betroffenen oftmals nicht realisiert. Die sozial– und gesundheitspolitischen Reformen der vergangenen Jahre bringen für Wohnungslose zusätzliche Lasten. Die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt haben sich für Wohnungslose nicht verbessert, sondern sie verschlechtern sich aktuell weiter. Wohnung wandelt sich immer stärker vom Sozial– zum Wirtschaftsgut. Für arme Menschen erschwert sich der Zugang zu zahlbarem und zumutbarem Wohnraum fortlaufend. Selbst der Gang zum Arzt ist durch Zuzahlungen seit einigen Jahren zur noch höheren Hürde geworden.
Wohnungslosigkeit trifft Männer und Frauen, jüngere und ältere Menschen. Rund ein Viertel der Betroffenen sind Frauen, etwa 15-20% sind unter 25-jährig. Ohne qualifizierte Hilfe ist ein weiteres Abgleiten auf die Straße vorprogrammiert. Es muss von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden.
Auf der Basis der Erhebung des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) waren zum Stichtag 31. Januar 2025 474.400 Menschen in kommunalen Unterkünften nach dem Ordnungsrecht oder in Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe untergebracht. Das Statistische Bundesamt (Destatis) teilt mit, dass sich die Zahl gegenüber dem Vorjahr somit um 8 % erhöht hat (2024: 439 500). Es wird davon ausgegangen, dass der Anstieg auf Verbesserungen der Datenmeldungen im vierten Jahr seit der Einführung der Statistik basiert. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe sieht in der Zahl einen politischen Weckruf. Wohnungslosigkeit sei kein vorübergehendes Phänomen, sondern Ausdruck einer tiefreifenden, strukturellen Krise, der von Seiten der Politik entschlossen begegnet werden müsse.
Links zum Thema:
Pressemitteilung Statistisches Bundesamt vom 8. Juli 2025
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/07/PD25_246_229.html
Pressemitteilungen der BAGW
https://www.bagw.de/de/presse/pressemitteilungen

